Nachdem wir aus dem Urwald zurück sind, bleiben uns noch zwei Tage bis zu unserer letzten Flugreise: von Quito über Lima und Santiago de Chile nach Puerto Montt und damit nach Patagonien. Obwohl meist erst der weiter südliche Teil Chiles und Argentiniens als Patagonien angesehen wird, beginnt – rein wissenschaftlich gesehen – Patagonien viel weiter "oben". Puerto Montt jedenfalls ist ganz offiziell "das Tor zu Patagonien". Vorher wollen wir aber noch den Äquator besuchen und leisten uns einen eigenen Guide, der uns nach Mindo bringt (ca. zwei Stunden von Quito entfernt) wo wir eine kleine Wanderung machen (leider bginnt es ziemlich schnell zu regnen). Aber dafür gibt massenhaft "Canope-Anbieter", die Trips zwischen den Baugipfeln über Seilrutschen ("Zipline") anbieten. Wir hatten so etwas schon einmal in Südafrika gemacht und wollten eigentlich nicht. Aber direkt auf unserem Weg trafen wir dann einen Anbieter, der für nur 3$ eine besondere Art anbietet. Mit einer ziemlich langen Leine gesichert, springt man von einer Klippe in die Zipline. Ziemlich aufregend – Zipline meets Bungeejumping… Ansonsten ist Mindo ziemlich touristisch angelegt und nicht so spannend. Quito liegt ziemlich nahe am 0-ten Meridian – da liegt ein Besuch des Äquators ziemlich nahe. Tatsächlich gibt es bei Quito ein Äquator-Denkmal und ein Museum – nur leider liegen beide nicht auf dem echten Breitengrad 0! Als das Denkmal damals errichtet wurde gab es noch kein GPS und man hat sich um etwa 200 Meter vermessen… Dafür gibt es jetzt ein neues Museum, dass an der richtigen Stelle liegt und mit einigen Informationen und lustigen Experimenten zum Äquator aufwartet.
Damit ist unser Quito-Besuch dann auch zu Ende und obwohl wir von allen möglichen Seiten Warnungen über die hohe Kriminalität in Quito erhalten haben ist uns nichts passiert und wir fühlten uns auch nicht bedroht.
Unser Flug nach Puerto Montt führt uns über Lima und Santiago de Chile – hoffentlich geht alles gut mit den Anschlüssen und dem Weitertransport des Gepäcks. Aber alles klappt – etwas Panick gibt es bei Anschluss in Lima nach Santiago. Wir kommen mit 45 Minuten Verspätung an und der Anschlussflug geht 55 Minuten nach planmäßiger Ankunft! Nun aber schnell. Allerdings wollen wohl ziemlich viele Passsagiere wie wir umsteigen und als wir nach dem Aussteigen vor einer verschlossenen Tür stehen (und keiner der Angestellten den passenden Schlüssel hat) kommt es fast zum Massenaufstand. Dann aber öffnet sich die Tür und im Laufschritt geht es zu unserem Gate, wo wir als die letzten Pasagiere einchecken. Glück gehabt. Von Puerto Montt fahren wir mit dem Taxi noch nach Puerto Varas, wo wir eine Unterkunft über Sylvester gebucht haben – im Hostel "Compass del Sur". Schon bei den Straßen wird sichtbar, dass Chile etwas anders ist als die Länder, die wir bisher besucht haben. Statt schlechter Pisten mit todessehnsüchtigen Fahrern fahren wir auf einer Autobahn nach europäischem Standard und die meisten Fahrer halten sich mehr oder weniger an Verkehrsregeln und Höchstgeschwindigkeiten (wie in Europa mehr oder weniger). An Zebrastreifen wird angehalten – auch ein für Südamerika eher ungewöhnliches Phänomen.
Puerto Varas ist ein netter kleinerer Ort, der stark von deutschen Einwanderern geprägt wurde. So gibt es auch eine Kirche, die einer existierenden Kirche im Schwarzwald nachempfunden sein soll.
Wir befinden uns nun im patagonischen Seengebiet und wollen eigentlich viel Wandern. Eigentlich. Was wir nicht berücksichtigt haben: zwischen Mitte Januar und Mitte Februar ist die Saison der "Tabanos", der Pferdefliegen, die in Massen auftreten und sich auf Wanderer stützen (insbesondere wenn diese dunkle Kleidung tragen). Ein australisches Paar das wir im Hostel treffen hat es versucht und nach einer Stunde Kampf abgebrochen. Das wirft auch unsere Pläne durcheinander. Am nächten Tag möchte ich erst einmal auf den Petruhue-Fluss zum Rafting. Das habe ich noch nie gemacht und die Gelegenheit ist günstig. Andrea möchte zuerst nicht mitfahren, aber mit Hilfe der Guides und der Mitreisenden können wir sie dann doch überreden. Auch die Tatsache, dass gerade in der Gegend die Tabanos besonders schlimm sind, hat wohl geholfen. Bereut hat sie es dann nicht – das Rafting auf dem Petruhue (Klasse III und IV) macht enormen Spaß und auf den ruhigeren Passagen können wir auch die tolle Aussicht auf die beiden Vulkane Osorno und Calbuco bewundern. Aber selbst in der Mitte des Flusses lassen uns die Tabanos nicht in Ruhe! Am nächsten Tag hören wir im Hostel, dass angeblich auf der Insel Chiloe ganz in der Nähe keine Tabanos sein sollen. Also kaufen wir für den 1. Januar zwei Bustickets nach Ancud und reservieren ein Zimmer im "13 Lunas" Hostel.
Sylvester gibt es in Puerto Varas ein Feuerwerk über dem See – vorher kochen wir mit anderen Gästen des Hotels und gehen danach in den Ort, wo auf der Straße gefeiert wird. Dabei spricht uns noch ein ziemlich betrunkener chilenischer Soziologie-Student an, der von den Deutschen völlig begeistert ist, wie er uns versichert (vor allem von Nietzsche…). (to be continued)