Mit der Navimag-Fähre nach Puerto Natales

Von Puerto Monnt nach Puerto Natales kann man in zwei Stunden mit dem Flugzeug fliegen – oder in vier Tagen mit einer Fähre der Navimag. Wir haben uns für letzteres entschieden und checken nun für die Fähre ein. Dananch bleiben uns noch zwei Stunden um Puerto Montt anzusehen. Puerto Montt ist der große und etwas hässlichere Bruder von Puerto Varas – zumindest soweit wir das in der Kürze der Zeit sehen können. Aber zum Einkaufen von Tabletten gegen Seekrankheit (sicherheitshalber) reicht es.

Dann werden wir mit Bussen zum Schiff gebracht. Die Navimag-Fähre kann 270 Passagiere aufnehmen und ist mit 210 Personen nahezu ausgebucht. Wir hatten in einem unüberlegten Augenblick eine Kabine der Kategorie "AAA" gebucht, da unsere Wunschkategorie nicht mehr verfügbar war (mehr zu dieser Entscheidung später). Die Kabine ist auch ganz ok, verfügt über ausreichend Platz für unser vieles Gepäck und hat ein Fenster nach Außen. Leider ist der Blick auf die See größtenteils durch einen Niedergang versperrt und bei Windstille (kommt während der Fahrt glücklicherweise nicht vor) bläst uns ein Lüfter fischige Luft aus dem Laderaum ins Zimmer. 

Mit einer Stunde Verspätung geht es dann los – langsam schiebt sich das Schiff aus dem Hafen von Puerto Montt. Am ersten Tag verläuft unsere Route weitgehend mit Sicht auf die Insel Chiloe (Steuerbord) und das chilenische Festland durch den Golf von xx. Das wetter ist fantastisch (27 Grad!) und die Passagiere tummeln sich an Deck. Abends gibt es noch eine Dokumentation über Patatgonien im "Bordkino" und anschließend Karaoke in der Bar. Als ich allerdings zu Bett gehe ist noch keiner beim Singen…

Wir schlafen sehr gut und können am nächsten Tag genauso gutes Wetter begrüßen. Als Passagiere der höchsten Klasse bekommen wir unsere Mahlzeiten in einem eigenen Raum serviert. Leider ist dieser kleine Raum mit wesentlich kleineren Fenstern ausgestattet als der Hauptessensaal, so dass unsere Sicht beim Essen schlechter ist als die der anderen Passagiere… Das Essen an sich ist das gleiche für alle Passagiere und nicht bessonders (um es höflich auszudrücken). Insgesamt muss ich sagen, dass der Kauf der "Tripple-A"-Kategorie ein ziemlicher Missgriff war – der Gewinn an Platz ist den enormen Aufpreis absolut nicht wert. Die billigeren Kategorien erhalten das gleiche Essen, haben eine bessere Aussicht beim Essen und müssen nur auf Privatsphäre beim Schlafen verzichten. "Double-A" z.B. sind Vierbettzimmer mit Fenster und "Tribble-B" (wollten wir eigentlich buchen, war aber schon alles weg) sind Zweibettzimmer ohne eigenes Bad und Fenster. Und selbst die Dorms sind gut erträglich, wenn es einem nichts ausmacht, in Gesellschaft zu schlafen. Naja – hinterher ist man klüger. Als Ausgleich gibt’s immerhin zwei Flaschen Gratiswein vom Kapitän.

Am zweiten Tag geht unsere Reise weiter durch die Fjorde und am Vormittag erhalten wir eine Präsentation über die Tier- und Pflanzenwelt Patagoniens. Gegen Abend erreichen wir das offene Meer und unser Guide kündigt eine rauere See an. Tatsächlich wird es wesentlich windiger und das Schiff beginnt merklich zu stampfen. Allerdings sind wir von der Beagle Schlimmeres gewohnt. Ich habe zwar sicherheitshalber eine Tablette genommen – das wäre aber vermutlich gar nicht erforderlich gewesen. Auch an Tag 3 ist uns das Wetter gewogen. Bei schönstem Sonnenschein sitzen wir am Frühstückstisch, als die Meldung über Lautsprecher kommt: "Wale an Backbord". Kaffee und Brötchen liegen gelassen und sofort ab nach oben. Leider sehe ich keine Wale (mehr). Aber das ist bestimmt ein gutes Omen – und tatsächlich sind bald einige Minkewale zu sehen. Wobei "zu sehen" meist eher metaphorisch zu verstehen ist. Sehen kann ich oft nur die Fontäne. Aber einmal kommt eine Gruppe von vier Minkewalen so nah am Schiff vorbeigeschwommen, dass ich auch die Tiere selbst erkennen kann. Dann verlassen wir den Golf von Penas und treten in den Messier-Kanal ein. Die Navimag-Tour ist keine Kreuzfahrt, daher gibt es auch (quasi) keine Exkusionen oder Abstecher. Nur einmal verlässt der Kapitän die direkte Route nach Puerto Natalales um einen Gletscher zu besuchen. Dieser Abstecher aber lohnt sicht – bis auf wenige hundert Meter steuert er das große Schiff an den "Iceberg"-Gletscher und wir können kleine Eisbrocken neben dem Schiff treiben sehen. Es ist schwer, so einen Gletscher zu beschreiben. VOn der Ferne sieht er recht überschaubar aus. Je näher man kommt, desto mehr kommt die Größe zur Geltung. Dann stehen wir direkt davor und alle Details der riesigen Eiswand werden sichbar: kleine Höhlen, Strukturen und die Farben. Von schmutzigem Grau über Weiß bis zu leuchtendem Blau. An den engsten Stellen des Kanals ist die Navigation Meterarbeit – nur ein paar Dutzend Meter liegt das Ufer rechts und links neben dem Schiff. In solchen Situationen ist die Brücke für Passagiere gesperrt – ansonsten können wir jederzeit dem Steuermann bei der Arbeit zusehen.

Der einzige Halt der Reise findet bei Puerto Eden statt, einem winizigen Fischerdorf, dass buchstäblich in die Hänge einer Bucht hineingbaut wurde. Es gibt dort keine normalen Straßen oder Wege, sondern die wenigen Dutzend Häuser sind durch Holzstege verbunden. Hier besteht auch die Mögliichkeit, von Bord zu gehen. Wie die meisten Passagiere nutzen auch wir die Gelegenheit – auch um einmal ein Bild unseres Schiffes von Außen zu erhalten. Es sieht schon recht spaßig aus, wie über hundert Passagiere mit ihren rettungswesten erst in kleine Boote verladen und dann über die Insel gescheucht werden. Ich würde gern wissen, was die Insulaner dazu denken – naja, vielleicht auch nicht…

Am Abend des vierten Reisetages kommt dann unser Ziel, Puerto Natales, in Sicht. Die kleine Stadt (knapp 20.000 Einwohner) liegt am Fuße eines großen Bermassivs ziemlich verloren an der Küste. Mit achteinhalb Stunden Verspätung macht dann die Esperanza am Verladekai fest und wir verlassen das Schiff. Ja, es ist wirklich keine Reise für Menschen mit festen Terminen – aber die haben wir ja im Moment auch nicht. Nun müssen wir in Erfahrung bringen, welche Möglichkeiten es im Moment – nach dem Feuer – noch gibt, im "Torres del Paine" zu wandern.

Mein Fazit zur Navimag-Reise: Ein Erlebnis aufgrund der Natur-Aussichten und eine Gelegenheit, einmal etwas Tempo herauszunehmen (obwohl eigentlich niemals Langeweile aufkam), aber insgesamt zu teuer – vor allem in den höheren Preiskategorien.

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