Neville Brody – Tag zwei auf der TYPO

Am zweiten Tag der TYPO habe ich vormittags einiges über Kunden gelernt – naja, eigentlich weniger gelernt als festgestellt, dass es anderen Agenturen auch nicht besser anders geht als uns… „Die Kunden sind unsere Freunde!“, so hat es Uwe Loesch formuliert, freischaffender und preisgekrönter Plakatdesigner, der den Auftakt machte für die Veranstaltung „Wie wir arbeiten“. Merkwürdig nur, dass er dabei lachen musste… Nachfolgeredner Brundo Schmidts von MetaDesign verglich dann den Anspruch (die verbal formulierte Strategie) vieler Kunden mit einem Tiger – das Ergebnis wäre dann aber allzu oft eher ein kleines, graues Mäuschen. Er mochte dann die Ironie bei der Bezeichnung „Freunde“ nicht so stehen lassen und schlug „kritische Sympatisanten“ vor… Umsatzentwicklung Factor DesignRecht interessant war der Dritte Teil – vorgetragen von Johannes Erler von Faktor Design, der einige Charts über edie Entwicklung seiner Agentur zeigte. Ähnlihc wie gestern WIRED, machte auch Faktor Design die Höhen und Tiefen der New Economy durch – allerdings nicht ganz so drastisch und auch mit erfreulicherem Ausgang. Ein weiterer Vortrag, den ich besucht habe, befasste sich mit dem Thema Reduktion am Beispiel von Mobiltelefon-Icons für Siemens. So wurde für die neue Generation von Siemens-Handies eine Icon-Kollektion entwickelt, die je nach Zielgruppe (Einsteiger – Fashion/Style – Business) in der Anmutung variiert wurden. Etwas erstaunlich allerdings, dass die nach Angabe des Referenten größte Designagentur Europas (oder war es gar die Welt) noch einen Usertest benötigt, um zu erkennen, dass ein „Häkchen“-Icon nicht als „Terminkalender“ erkennbar ist… Icon-Serie für Siemens-Handies

Nach dem Test haben sie es durch ein stilisiertes Kalenderblatt mit der Zahl „1“ ersetzt – darauf hätte man wohl auch ohne großen Test kommen können. Und das diese Icons einen speziellen „Siemens-Way“ kommunizieren – naja, das muss man zumindest mir extra mitteilen. Abgeschlossen wurde der Tag durch zwei Beiträge, die kaum gegensätzlicher sein konnten: zunächst gab Ralf Grauel (u.a. Autor bei brand eins) eine Vorlesung über den menschlichen Wunsch nach Veränderung – Metamorphose. Sein Vortrag war sehr gut vorbereitet und interessant und wurde strukturiert und interessant vorgetragen. Seine überraschender Schluß: eigentlich sind wir immer nur auf der Suche nach unserem eigentlichen Ich und wollen uns eigentlich gar nicht verändern. Ein sehr illustratives Beispiel lieferte eine Fotoserie, in der exzessive MUD-Player fotografiert und nehmen ihre Avatare gestellt wurden. Und siehe da – was man immer von Hunden und ihren Herrchen/Frauchen lästert, trifft hiedr wirklich zu: obwohl sie die freie Wahl hatten, gestalten sich die Spieler Avatare, die ihnen selbst verblüffend ähnlich sehen! Neville BrodyDanach konnte nur noch einer kommen – Neville Brody, Für die jüngeren unter uns: Neville Brody gilt als DER Grafik- und Typedesigner der 80er. Er zeigte neue Arbeiten seines Studios für internationale Kunden. Diese dienten allerdings nur als Untermalung für seine sehr engagiert (wenn auch zeitweise etwas unstrukturiert) vorgetragenen Gedanken über die Entwicklung von Design und Werbekommunkation. Seine zentralen Themen: die stetig zunehmende allgegenwärtige Überwachung des öffentlichen und privaten Lebens (in Großbrittanien gäbe es inzwischen sogar Gebiete, in denen das Tragen von Kapuzenpullovern verboten sei, da dadurch das Gesicht vor den an jeder montierten Überwachungskameras versteckt werden kann) und die Diskrepanz zwischen der Zunahme der Möglichkeiten und der Abnahme (echter) Alternativen (sprich: auf immer mehr unterschiedlichen Fernsehrsendern läuft immer öfter der selbe Mist das selbe Programm).

2 Gedanken zu „Neville Brody – Tag zwei auf der TYPO

  1. Ich glaub’ ich habe eine verschobene Realität. Im Unterschied zu mir hat offensichtlich jeder dem Vortrag von Neville Brody ausschließlich positives abgewinnen können. Mir hingegen kam es so vor, als ob Herrn Brody erstens die Midlifecrisis fest in den Klauen hielt und er’s ausserdem nicht aushielt, dass sein Star-tum vorbei ist (…für die Jüngeren unter uns – er war mal wichtig…). Gejammer.

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